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Mindful Start – Achtsam ins neue Jahr

Mit dem Start ins neue Jahr werden häufig gute Vorsätze gefasst, sich gesünder zu ernähren oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. Doch bevor die guten Vorsätze in die Tat umgesetzt werden, sollten Sie Patient*innen einladen, erst einmal innezuhalten und zu fragen, was ihnen jetzt guttun würde. Dabei kann es helfen, Fragen wie „Was ist gut für mich?“ und „Was ist mir wichtig?“ zu stellen. Regen Sie Patient*innen an, sich diese zwei Fragen laut zu stellen und sich zwei bis drei Stichpunkte zu notieren. Manchmal ist es sehr hilfreich, sich bewusst zu werden, dass man laufend für andere funktioniert, aber nichts für sich selbst tut.

Viele MS-Patient*innen haben bereits einen Moment erlebt, in dem der Körper signalisierte: „Es geht gerade einfach nicht mehr“. Gefühlt bricht der Alltag über ihnen zusammen und alles wird zu viel. In solchen Situationen kann es hilfreich sein, einen Blick auf die Art und Weise zu werfen, wie der Alltag gegenwärtig gestaltet ist und sich selbst zu fragen: „Was würde mir jetzt guttun?“

Der Körper gibt Warnhinweise

Sprechen Sie Patient*innen auf die inneren Warnzeichen an. Jeder sollte bewusst darauf achten, sich rechtzeitig die Ruhe und Auszeiten zu nehmen, die sie oder er braucht. Ein erster Schritt ist, sich einzugestehen, dass man nicht mehr kann. Es hilft dann, sich den Dingen zu widmen, die guttun.

In unserer heutigen Leistungsgesellschaft mit ständiger Erreichbarkeit ist es nicht immer einfach, Zeit für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu finden. Unser Umfeld und wir selbst erwarten ständige Einsatzbereitschaft und optimale Ergebnisse. Doch Menschen sind keine Roboter und so ist es nicht verwunderlich, dass diese hohen Anforderungen an uns nicht immer erfüllt werden können. Manchmal könnte es hilfreich sein, wenn von Außenstehenden – wie z. B. von der MS-Nurse – ein freundlicher Hinweis kommt, und so vielleicht mehr Gelassenheit im Alltag möglich wird.

Stress und Stressoren

Doch was stresst uns eigentlich? Stressoren sind Ereignisse, die unseren Körper in Alarmbereitschaft versetzen1. Jeder von uns hat seine persönlichen Stressoren. Um sie zu erkennen, können wir sie in innere und äußere Auslöser sowie in psychisch-mentale und soziale Stressoren einteilen.

Um besser mit Stress umgehen zu können, ist es wichtig zu wissen, woher der Stress kommt und wann er auftritt. Empfehlen Sie den Patient*innen ein Stresstagebuch zu führen, es kann dabei helfen, besonders fordernde Situationen zu vermeiden oder gelassener damit umzugehen. Eine Anleitung gibt es hier.2

Achtsamkeitsmeditation

In den vergangenen Jahren hat sich die „mindfulness meditation" (Achtsamkeitsmeditation) zu einer beliebten Methode entwickelt, um Menschen bei der Stressbewältigung zu unterstützen und ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Die Wirksamkeit wurde in verschiedenen Studien nachgewiesen.3-7 Achtsamkeitsmeditation kann helfen, die geistige und körperliche Gesundheit zu verbessern.

Die Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion (MBSR, Mindfulness Based Stress Reduction) ist eine wissenschaftlich anerkannte Methode, um Achtsamkeitstechniken zu erlernen. Manche gesetzlichen Krankenkassen bezuschussen MBSR als Präventionsmaßnahme. Auch dieser Tipp ist sicher eine Empfehlung an Patient*innen wert.

Hinweis: Achtsamkeitsübungen sind kein Therapieersatz für körperliche oder psychische Erkrankungen. Psychisch labile Menschen sollten nur unter Anleitung eines psychologisch oder psychotherapeutisch geschulten Meditationstrainers üben.8 Die Informationen können und sollen einen Arztbesuch nicht ersetzen und dürfen nicht zur Selbstdiagnostik oder -behandlung verwendet werden.

Selbstfürsorge

Selbstfürsorge ist wichtig und kann jeden Aspekt des Lebens betreffen. Stressresistenz, Ernährung und Bewegung können ein Teil von Selbstfürsorge sein. Getreu dem Motto „Mens sana in corpore sano“ – gesunder Geist in gesundem Körper. Manche Menschen denken, dass Selbstfürsorge gegenüber dem Umfeld egoistisch sei. Das stimmt nicht9. Es bedeutet, die Fähigkeit zu besitzen, durch Selbstwahrnehmung, Selbstkontrolle und Selbstständigkeit für sich zu sorgen, um einen optimalen gesundheitlichen Zustand und Wohlbefinden zu erreichen, zu erhalten oder zu fördern.10

In einer Studie während der Corona-Pandemie konnte gezeigt werden, dass selbstfürsorgliche Aktivitäten mit weniger Symptomen einer Depression einhergehen.11 Ihre Ermunterung an Patient*innen, sich gut um sich selbst zu kümmern, kann also ein wesentlicher Beitrag zu Gesundheit und Wohlbefinden sein.

Referenzen:

  1. Barmer Internetredaktion (2022): Welche Stressoren und Stressauslöser gibt es? [online] https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/stress/stressoren-und-stressausloeser-1061188 [abgerufen am 30.10.2023].
  2. Stiftung Gesundheitswissen (2023): Stressfaktoren erkennen: So kann ein Stresstagebuch helfen. Stiftung Gesundheitswissen, [online]https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/mediathek/videos/stress/so-kann-ein-stresstagebuch-helfen [abgerufen am 30.10.2023].
  3. American Psychological Association (2019): Mindfulness meditation: A research-proven way to reduce stress. [online]https://www.apa.org/topics/mindfulness/meditation [abgerufen am 30.10.2023].
  4. Goyal, M., Singh, S., Sibinga, E. M., Gould, N. F., Rowland-Seymour, A., Sharma, R., ... & Haythornthwaite, J. A. (2014). Meditation programs for psychological stress and well-being: a systematic review and meta-analysis. JAMA internal medicine, 174(3), 357-368.
  5. Janssen M, Heerkens Y, Kuijer W, van der Heijden B, Engels J (2018): Effects of Mindfulness-Based Stress Reduction on employees’ mental health: A systematic review. PLoS ONE 13(1): e0191332.
  6. Goldin, P. R., & Gross, J. J. (2010): Effects of mindfulness-based stress reduction (MBSR) on emotion regulation in social anxiety disorder. Emotion, 10(1), 83.
  7. Michaelsen, M.M., Graser, J., Onescheit, M., Tuma, M., Pieper, D., Werdecker, L. & Esch, T. (2021): iga.Report 45. Wirksamkeit von Achtsamkeitstechniken im Arbeitskontext. Initiative Gesundheit und Arbeit (iga), [online] https://www.iga-info.de/fileadmin/redakteur/Veroeffentlichungen/iga_Reporte/Dokumente/iga.Report_45_Achtsamkeitstechniken.pdf (abgerufen am 9.1.2024)
  8. Rackow-Freitag, B. (2019): Meditation: gesund durch Achtsamkeit, Apotheken Umschau, [online] https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/psyche/meditation-gesund-durch-achtsamkeit-719535.html [abgerufen am 30.10.2023].
  9. Dahl, C. (2019): Warum es sich lohnt, gut für sich zu sorgen. Prävention und Gesundheitsförderung. https://link.springer.com/article/10.1007/s11553-018-0650-5.
  10. Martínez, N., Connelly, C. D., Pérez, A., & Calero, P. (2021): Self-care: a concept analysis, International journal of nursing sciences, 8(4), 418-425, [online] doi:10.1016/j.ijnss.2021.08.007.
  11. Gavurova, B., Popesko, B., Ivankova, V., & Rigelsky, M. (2022): The role of self-care activities (SASS-14) in depression (PHQ-9): Evidence from Slovakia during the COVID-19 pandemic. Frontiers in public health, 9, [online] doi:10.3389/fpubh.2021.803815.
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